
Marktverwerfungen – Rückblick
«Unternehmen haben in der Schweiz für über eine Million Angestellte Kurzarbeit angemeldet.» «Die Hälfte der Schweizer Gärtnereien steht vor dem Aus.» «Ein längerer Shutdown könnte den USA im schlimmsten Fall eine Arbeitslosenquote von bis zu 30% bescheren.» Dies sind nur einige wenige Schlagzeilen der Tagespresse zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Massnahmen gegen die «Corona-Krise». Obwohl viele Experten mit Rückschlägen an den Börsenmärkten gerechnet haben, waren doch die meisten von der Schnelligkeit und der Heftigkeit der Ausschläge überrascht. Dabei ist der Höhepunkt der Pandemie wohl noch nicht erreicht. Nationalbanken senken die Zinsen (FED senkt Zinsen zweimal innerhalb nur zwei Wochen auf Band 0 – 0-25%) und Staaten schnüren milliardenschwere Hilfsprogramme. Trotzdem werden die Pandemie, respektive die zur Eindämmung verhängten Massnahmen, die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession stürzen. Wie schwer und wie lange diese ausfällt und wieviel davon bereits in den Märkten eingepreist ist, dies lässt sich aktuell kaum beantworten.
Inmitten dieser schlechten Nachrichten hat sich der Dow Jones Industrial zwischen Dienstag bis Donnerstag der letzten Woche um über 20% erholt, was dem stärksten Anstieg seit 1931 entspricht.
Marktverwerfungen – aktuelle Positionierung
Die Volatilität wird auch in den nächsten Wochen hoch bleiben. Je nach Entwicklung der Pandemie und der damit verbundenen Massnahmen zur Bekämpfung, könnten weitere Verluste von 10-20% möglich sein. Wie in der letzten Woche gesehen, folgen auf Kursrückschläge aber auch immer wieder starke und rasche Erholungsphasen, welche man nicht verpassen darf. Für Anleger, die jetzt in Aktien investiert sind, macht es also keinen Sinn, zu verkaufen. Die Wahrscheinlichkeit ist zu hoch, dass man nach einem verpassten Ausstieg dann auch für den Wiedereinstieg zu spät ist. Wie im letzten Newsletter rate ich eher zu vernünftigem Umschichten. Solide finanzierte Unternehmen mit intakter Ertragskraft und damit auch der Möglichkeit weiterhin Dividenden auszuschütten, werden bevorzugt.
Wer Stop-loss-Limiten gesetzt und auch umgesetzt hat, der dürfte ein gewisses Cashpolster haben und sich die Frage stellen, ob ein Wiedereinstieg bereits angebracht ist. Ein sukzessiver und etappierter Einstieg in mögliche Gewinner der Krise (vgl. unten) sollte in Betracht gezogen werden. Es gilt aber zu beachten, dass sich grössere Krisen nicht in wenigen Tagen, sondern eher in einigen Monaten auflösen.
Marktverwerfungen – Ausblick
Es gibt auch positive Signale: In China wird die Wirtschaft wieder langsam hochgefahren und im Alltag kehrt Normalität Schritt für Schritt zurück. Mittlerweile arbeiten 15 der weltweit grössten Pharmafirmen an der Entwicklung eines Impfstoffes zusammen. Ausserdem wird die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit des Menschen unterschätzt. Wie in jeder Krise wird es Verlierer und Gewinner geben. Firmen, welche bereits jetzt fit für den digitalen Wandel sind, werden besser durch die Krise kommen. Dieses Bewusstsein wird Investitionen in die Digitalisierung und langlebige Güter unterstützen. Auch Firmen aus dem Medizinal- und Gesundheits-Sektor dürften gestärkt aus der Krise gehen. Auf der anderen Seite dürfte nach zwei bedeutenden Krisen innerhalb von 15 Jahren das Sparverhalten grösser werden, was den privaten Konsum reduziert. Zusätzlich werden die steigende Arbeitslosigkeit und die zunehmende Privatverschuldung zum Einbruch des Privatkonsums beitragen. Länder, deren Wirtschaftsleistung zu mehr als 50% vom privaten Konsum abhängen, wie Australien, Grossbritannien, Kanada und die USA, dürften stärker betroffen sein.
Die Zeit, sich in bevorzugte Unternehmen einzukaufen, ist nun deutlich günstiger als noch vor zwei Monaten. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Investorenlegende Warren Buffett mit seiner prall gefüllten Schatulle von über 120 Mrd. USD auch langsam auf Schnäppchenjagd begibt. Eile ist aber noch nicht angesagt.
Umsetzungsmöglichkeiten
Denken Sie bei Anlagen auch an Ihre 3. Säule? Oft werden Anlageentscheide nur fürs „gewöhnliche“ Wertschriftenportfolio gefällt. Wer regelmässig auf ein 3. Säule-Konto einbezahlt hat und noch mehr als 5 Jahre vor der Pensionierung steht, der kann jetzt schrittweise in Anlageformen mit hohen Aktienanteilen umschichten.
Wie bereits erwähnt, bevorzuge ich solide und ertragsstarke Unternehmen, wenn möglich aus den Sektoren IT und digitalem Wandel sowie der Gesundheit und Medizinal-/Gentechnik. Dabei stehen bekannte Namen im Vordergrund: Novartis, Roche, Vifor, Gilead, Microsoft, Alibaba, Nvidia, und Tencent, um nur einige zu nennen.
Der risikoreichere Investor mit längerem Atem kann auf stark gefallene Energietitel oder auf Branchen setzten, die von staatlichen Konjunkturprogrammen profitieren dürften. So zum Beispiel Total, Royal Dutch, BP, E.On, ABB oder LafargeHolcim. Daneben gehört Gold als „Krisenschutz“ in jedes Portfolio.
Juristische Unterstützung im Zusammenhang mit Covid-19
Die durch den Staat verhängten Massnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus sowie zum Schutz der medizinischen Einrichtungen sind sicher richtig und notwendig. Neben den Konsequenzen dieser Massnahmen für Ihre Anlagen stellen sich für viele Personen auch rechtliche Fragen. Diese betreffen zum Beispiel das Arbeitsrecht (Kurzarbeit, Entschädigungen für Selbständige, Personen in Quarantäne etc.); das Vertragsrecht (Lieferung erfolgt nicht; zugesicherte Leistungen können nicht in Anspruch genommen werden etc.); das Mietrecht (Mieter kann den Mietzins nicht mehr zahlen, respektive der Vermieter erhält nicht mehr den vereinbarter Mietzins); oder Sie fragen sich, wie und ob Sie von den Unterstützungsmöglichkeiten profitieren können. Mit meinen Kollegen von ME Advocat können wir Ihnen kompetente Ansprechpartner für alle diese Fragen stellen.
Gerade in schwierigen Zeiten sind Zweitmeinungen extrem wichtig, damit keine überhasteten und unter Umständen teuren
Entscheide gefällt werden. Selbstverständlich können wir auch ein der Zeit angepasstes virtuelles Meeting via Zoom, Teams
oder Skype vereinbaren. Ich freue mich auf Ihren Anruf oder Ihre Mail.
